Wie sieht ABA in der Praxis aus? Was macht ein(e) Verhaltensanalytiker(in) in der Praxis?
Verhaltensanalytiker/innen kommen immer dann zum Einsatz, wenn es darum geht, ein Verhalten zu ändern. Dies beschränkt sich nicht auf Autismus-Therapie oder Management von Angestellten. Verhaltensanalytiker/innen können ganz verschiedenen Klienten/innen und aus unterschiedlichen Bereichen arbeiten. Ihr Wissen darüber, wie Verhalten funktioniert und ihre Fertigkeiten im Verändern von Verhalten sind breit anwendbar (siehe Karriere in ABA).
Die Arbeit in der Praxis umfasst üblicherweise die Phasen Assessment, Analyse, Intervention und Evaluation.
Zuerst erfasst der Verhaltensanalytiker/die Verhaltensanalytikerin das Verhalten und die aufrechterhaltenden Umweltfaktoren, entweder durch direkte Beobachtung oder indem andere Personen das Verhalten aufzeichnen oder Daten darüber sammeln.
Das Ziel der Assessmentphase ist es, ein klares Bild davon zu erhalten, welches Verhalten aufgebaut werden soll (d.h., ein bestimmtes Verhalten sollte gezeigt werden, wird es aber im Moment nicht) und welches Verhalten verändert werden soll (d.h. die Topographie des aktuellen Verhaltens sowie seine aufrechthaltenden Umweltfaktoren).
In der Analyse-Phase wird das gegenwärtige Verhalten und die kontrollierenden Umweltfaktoren analysiert in Bezug auf seine Antezedenzen (die auslösende Situation) und seine Konsequenzen (was auf das Verhalten folgt) mit dem Ziel die Funktion des Verhaltens zu identifizieren. Welchem Zweck dient das Verhalten für das Individuum? Dies hilft dem Verhaltensanalytiker/der Verhaltensanalytikerin die Unterrichtsmethoden auszuwählen, die zur Veränderung des Verhaltens eingesetzt werden.
Der Verhaltensanalytiker / die Verhaltensanalytikerin setzt dann eine Intervention ein (d.h. einen Verhaltensänderungsplan). Dies kann aus einem Training wie z.B. Skill-Building bestehen. Mögliche Methoden zum Beibringen eines neuen Verhaltens sind Verstärkung, Formung und Promptausblenden. Eine Intervention kann auch die Reduktion eines Verhaltens beinhalten. Methoden zur Verhaltensreduktion beinhalten Löschung und differentielle Verstärkung.
Während des Assessment, der Intervention und nach der Intervention sammelt der Verhaltensanalytiker / die Verhaltensanalytikerin kontinuierlich Daten, um festzustellen, ob der Plan zur Verhaltensänderung wirksam ist und ob tatsächlich die laufende Intervention die veränderungsverursachende Variable ist. Diese Daten werden ausgewertet und dienen als Entscheidungsgrundlage, wenn eine Intervention nicht zum gewünschten Ergebnis führt oder beendet werden kann, weil die erwünschte Verhaltensänderung stattgefunden hat oder zu natürlich wirkenden Variablen übergegangen ist. Die Methoden, die hier zum Einsatz kommen, sind Generalisierung und das Ausblenden von Verstärkung (d.h. intermittierende Verstärkung).
Verhaltensanalytiker/innen arbeiten immer eng mit dem Klienten (d.h. der Person, deren Verhalten verändert werden soll) und der Umgebung des Klienten zusammen. Das können die Eltern sein, Erziehungsberechtigte, Lehrpersonen, Betreuungspersonen, Familienmitglieder, Arbeits- oder Schulkollegen/innen.
Für einen Verhaltensanalytiker/eine Verhaltensanalytikerin ist es unabdingbar auch Expertise in dem Bereich zu erlangen, in dem sie ihre verhaltensanalytischen Kenntnisse einsetzen. Jemand, der mit Kindern mit Autismus arbeitet, muss auch über die Charakteristiken von Autismus Bescheid wissen, um Ziele und Verhaltenspläne zu bestimmen, die zu den Bedürfnissen ihrer Klienten/innen und deren Umfeld passen. Analog dazu muss ein Verhaltensanalytiker/eine Verhaltensanalytikerin, der/die in einem Gefängnis arbeitet, die Abläufe und Regeln dieser Institution kennen, um gewinnbringend arbeiten zu können.
Unter dem folgenden Link finden Sie interessante Webinare zum Thema ABA und die Tätigkeit von ABA-Praktikern/innen.
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